Selbstfürsorge im Unternehmen: Gilt das eigentlich auch für mich?

Selbstfürsorge im Unternehmen – klingt selbstverständlich, ist es aber oft nicht. Gerade diejenigen, die Verantwortung tragen, kümmern sich um alle anderen, nur nicht um sich selbst. HR-Profis, interne Berater:innen, Führungskräfte – wir alle kennen diese Gratwanderung. Doch was bedeutet gesunde Selbstführung in verantwortlicher Rolle wirklich?

In diesem Jahr habe ich im Rahmen eines Interimsmanagements noch einmal einen intensiveren Blick in die Innenwelt von Unternehmen gewonnen. In loser Folge möchte ich hier meine Gedanken und Reflexionen dazu teilen. Heute geht es um gesunde Selbstführung.

BGM ist im Jahr 2025 längst kein Fremdwort mehr. Dennoch verfügen nur rund 25 % der Unternehmen über ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement – die meisten Initiativen konzentrieren sich auf das Erfüllen gesetzlicher Vorgaben wie Arbeitssicherheit. Spannend ist dazu eine aktuelle Studie des IFBF.

Darin wird ein Aspekt deutlich, den ich selbst auch wahrgenommen habe: Oft denkt man bei Gesundheit vorrangig an Mitarbeitende ohne Führungs- oder Projektverantwortung. Doch was ist mit denen, die sich um andere kümmern – den HR-Profis, den internen Berater:innen und Führungskräften? In einer Welt, in der alles um andere Menschen kreist, ist es leicht, sich selbst zu vergessen. Aber wie gelingt es, auch in einer verantwortlichen Rolle gut für sich selbst zu sorgen – und damit gleichzeitig ein gesundes Arbeitsumfeld zu fördern?

1. Warum eine gesunde Unternehmenskultur alles verändert

In einer Kultur, in der Wertschätzung, Vertrauen und Offenheit gelebt werden, fühlt sich Arbeit plötzlich anders an. Du bist nicht nur „die Personalentwicklerin“ oder „der Berater“, sondern ein Mensch, der wachsen und sich entfalten darf.

Ich habe in diesem Jahr sehr stark gespürt, wie sehr die Stimmung im Unternehmen meine Energie beeinflusst hat – Motivation und Erschöpfung liegen oft nah beieinander. Studien zeigen: Eine gesunde Kultur steigert nicht nur das Wohlbefinden, sondern bringt auch messbare Vorteile. Unternehmen mit positiver Kultur verzeichnen laut der Beratungsagentur Nilo deutlich weniger Krankheitstage und eine höhere Motivation im Team.

Gerade HR und interne OE sind dabei Schlüsselrollen: Wir stoßen Veränderungen an, bauen Brücken, hören zu, machen möglich. Doch auch wir brauchen Räume zur Regeneration. Obwohl fast alle dem zustimmen, erlebe ich immer wieder eine Tendenz zur Selbstausbeutung – die unausgesprochene Erwartung, dass Verantwortung automatisch bedeutet: mehr leisten, mehr liefern. Subtile Botschaften prägen den Alltag: die ausgelassene Mittagspause, die Mail um Mitternacht, die Präsentation trotz Krankenschein.

Die Gegenbewegung beginnt im Kleinen: mit ehrlicher Kommunikation, dem Mut, auch mal Nein zu sagen, und dem Bewusstsein, dass Gesundheit und Leistung kein Widerspruch sind. Wer sich selbst ernst nimmt, sendet ein starkes Signal ins Team: Hier zählt der Mensch, nicht nur die Leistung.

Kurz gesagt: Eine gesunde Unternehmenskultur ist kein „nice to have“. Sie ist Grundlage für nachhaltigen Erfolg und persönliches Wohlbefinden – gerade für diejenigen, die Verantwortung tragen.

2. Feedback- und Fehlerkultur: Wachsen durch Offenheit

Dass Feedback und Fehlerkultur entscheidend sind, hat sich herumgesprochen. Aber was hat das mit Selbstfürsorge zu tun?

Ganz einfach: Eine offene Feedback- und Fehlerkultur entlastet mental. Wer weiß, dass Fehler nicht bestraft, sondern als Lernchancen gesehen werden, bleibt motiviert, engagiert und kreativ. Das Gegenteil – sich im Arbeitskontext verstellen und Erwartungen erfüllen müssen – führt zu mentalem Abrieb. Und der macht auf Dauer krank.

Eine solche Kultur entsteht durch kleine, aber konsequente Schritte: zuhören, ehrlich sein, Fehler ansprechen, gemeinsam lernen. Für mich war es befreiend zu erleben, dass ich nicht perfekt sein muss. Plötzlich entsteht Raum für neue Lösungen, für Miteinander, für echte Kreativität.

Gerade in HR und OE, wo sensible Themen anliegen, ist Vertrauen die wichtigste Währung. Eine konstruktive Fehlerkultur signalisiert: „Hier darfst du du selbst sein. Hier geht es nicht darum, immer alles richtig zu machen, sondern gemeinsam besser zu werden.“

Kurz gesagt: Feedback- und Fehlerkultur sind keine „Soft Skills“. Sie sind echte Gesundheits- und Erfolgsfaktoren.

3. Gesundheitsfördernde Maßnahmen: Kleine Routinen, große Wirkung

Kennst du das Gefühl, wenn Projektstress überhandnimmt und du kaum noch Zeit für dich selbst findest? Genau dann machen kleine Routinen den Unterschied.

Ein Mini-Selbstcheck am Morgen, eine bewusste Pause zwischen zwei Meetings, ein Spaziergang in der Mittagspause – unscheinbar, aber unglaublich wirksam. Basics wie ergonomische Arbeitsplätze, gutes Licht und frische Luft gehören dazu. Besonders schön fand ich in einem Unternehmen, das ich begleiten durfte, den firmeneigenen Garten: eine grüne Oase für Pausen und Besprechungen.

Entscheidend ist: Wir müssen die Angebote auch nutzen. Achtsamkeit im Alltag braucht Selbstverantwortung und manchmal auch Disziplin. Mir gelingt es nicht immer, meine eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten. Aber schon der Moment, in dem ich Überforderung erkenne und bewusst nach Ausgleich suche, macht einen Unterschied.

Vielleicht fragst du dich: „Habe ich dafür überhaupt Zeit?“ Die Antwort ist Ja. Denn kleine Routinen sparen langfristig Energie und verhindern, dass du ausbrennst. Sie sind Anker im Alltag, die Halt geben – gerade dann, wenn es stürmisch wird.

Kurz gesagt: Gesundheitsförderung muss nicht groß oder teuer sein. Schon kleine Routinen stärken Resilienz und machen dich fit für deine anspruchsvolle Rolle.

Die aktuelle Studie #whatsnext – Gesund arbeiten in herausfordernden Zeiten liefert eindrucksvolle Daten zur Verbreitung von BGM in deutschen Unternehmen — und verdeutlicht, wie viele Organisationen bisher noch keine ganzheitliche Gesundheitsstrategie etabliert haben

Fazit: Finde deinen neuen Glaubenssatz

Wenn du dich beim Lesen ein wenig ertappt fühlst, überprüfe deine Glaubenssätze. Nicht die großen Umbrüche, sondern kleine Schritte machen den Unterschied:

  • eine Unternehmenskultur, die auch dich einschließt,
  • eine Feedback- und Fehlerkultur, die mental entlastet,
  • kleine Routinen, die dich tragen.

Mein wichtigstes Learning: Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Gerade in Stabsstellen und Führungspositionen setzt du, wenn du auf dich achtest, ein starkes Zeichen – für dein Team und für eine Arbeitswelt, in der Menschlichkeit und Leistung Hand in Hand gehen.

Daher: Nimm deine eigenen Bedürfnisse ernst. Fang klein an. Sprich offen über deine Herausforderungen. Und inspiriere andere, es dir gleichzutun.
Denn jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt – und gemeinsam erreichen wir mehr.

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