Bestätigungsfehler: Wie Du Dein Team schützt (3 von 3)

Gemeinsam gegen Denkfehler – Wie Du im Team  Confirmation Bias verhinderst

In meiner Tätigkeit als Organisationsentwickler begegnen mir zwei Aussagen immer mal wieder: „Das haben wir schon immer so gemacht“ und „Das ist bei uns historisch gewachsen“. Oft werden diese Aussagen getroffen, um am Status Quo nicht zu rütteln oder zu begründen, dass etwas so ist, wie es ist. Nun können diese Aussagen spannende Hinweise darauf sein, dass die Führungskraft oder auch das Team Denkfehlern unterliegen. Deswegen höre ich bei diesen Aussagen immer ganz genau hin.
In diesem Artikel erfährst Du, wie Denkfehler in Teams oder Gruppen wirken und welche Möglichkeiten Du nutzen kannst, um Teams bei objektiveren Entscheidungen zu unterstützen. 

Die Gefahr des Gruppendenkens erkennen

Teams bestehen aus unterschiedlichen Individuen. Manche Menschen sind eher extrovertiert und sehr schnell dabei, ihre Meinung zu äußern. Andere sind  eher zurückhaltend und abwartend. In solchen Teams zeigt sich immer wieder ein gefährlicher Prozess: Das Team gelangt zu vorschnellen Übereinstimmungen, weil dominante Personen ihre Meinung stark vertreten und kritische Meinungen eher unterdrückt werden. Um Konflikten aus dem Weg zu gehen, schließen sich andere Personen der Ansicht der dominanten Person an. Das Ergebnis?  Wichtige Perspektiven bleiben aufgrund des Gruppendenkens (Groupthink Bias) ungehört und die Entscheidungsfindung wird verzerrt, 

Ein damit verwandter Denkfehler ist die Echokammer. Hierbei werden in Teams immer wieder dieselben Meinungen und Ideen wiederholt, sodass Alternativen immer mehr aus dem Fokus geraten. Stell Dir vor, Ihr habt Euch als Team für eine neue Software-Lösung entschieden, die in euren Augen von Anfang an gut funktioniert hat. Fortan wird jede Entscheidung im Team durch den Filter „Wie passt das zu dieser Software?“ betrachtet, ohne den Möglichkeitsraum größer zu spannen und die Software in Frage zu stellen. Obwohl es mittlerweile bessere Lösungen gibt, halten alle an der bestehenden Entscheidung fest – mit möglicherweise teuren Folgen. Das Thema hat natürlich auch eine gesellschaftliche Relevanz, s. dazu den interessanten Artikel auf der Seite der Max-Planck-Gesellschaft[1]

Was kannst du Denkfehlern in Teamprozessen entgegensetzen?

  • Eine offene Gesprächskultur fördern: Wie aus den Beispielen ersichtlich wird, fehlt den Teams eine entscheidende Komponente: Nicht alle Kollegen trauen sich, ihre Meinung (gleich) zu sagen und Bedenken anzusprechen.
    Es bietet sich also an, Räume zu schaffen, in denen alle beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter offen aussprechen wollen und können. Du kannst dies einerseits unterstützen, indem du die Mitarbeitenden gezielt dazu aufforderst, die Gegenperspektive einzunehmen und Meinungen offen zu äußern.
    Andererseits könntest Du Formate nutzen, in denen jede Meinung zur Sprache kommt – etwa in Form von Kleingruppen oder durch Redezeitbegrenzung.
  • Teams mit unterschiedlichen Charakteren besetzen: Wie in den vorherigen Artikeln zu Denkfehlern ausgeführt, suchen sich Menschen tendenziell immer eher andere Menschen, die ähnlich zu ihnen sind und ähnliche Meinungen vertreten. Bei der Zusammensetzung von Teams kannst Du darauf achten, dass möglichst unterschiedliche Personen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Standpunkten zusammenkommen. Je vielfältiger die Hintergründe und Denkweisen in Deinem Team sind, desto geringer ist die Gefahr für Confirmation Bias. Auch wenn manche Diskussion dadurch vermeintlich anstrengender wird.
  • Geschwindigkeit rausnehmen: Die Welt dreht sich immer schneller, Innovationen nehmen zu. Druck oder sogar Stress im Team kann dazu führen, dass Entscheidungen schneller und mit weniger Vorarbeit getroffen werden. Versuche, Entscheidungen nicht immer sofort zu treffen. Eine Nacht Schlaf ist eine wahre Wunderwaffe gegen vorschnelle Entscheidungen.
  • Einführung strukturierter Entscheidungsprozesse: Wo werden bei Dir im Team oder im Unternehmen Entscheidungen einfach so getroffen? Für gewichtige Entscheidungen können systematische Vorgehensweisen helfen, die alle Perspektiven einbeziehen. Das können Checklisten für Entscheidungen sein oder auch Scorecards, mit denen Dein Team die Chancen und Risiken einer Entscheidung bewertet.
  • Spiegele Deine Unsicherheit: Führungskräfte sind nicht unfehlbar. Auch wenn manchmal der Eindruck entsteht, dass besonders Führungskräfte keine Schwächen zeigen oder falsche Entscheidungen eingestehen sollen – genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn Du offen Deine eigenen Fehler und Unsicherheiten bei Entscheidungen mit dem Team teilst, können Deine Mitarbeiter Vertrauen aufbauen und es entsteht eine Atmosphäre, in der offen über mögliche Folgen von negativen Entscheidungen gesprochen wird.

Zusammenfassung

Genau wie bei Einzelpersonen, entstehen auch bei Teams verzerrte Denkprozesse. Du hast in diesem Artikel den Groupthink Bias und die Echokammer sowie deren Einfluss auf die Entscheidungsprozesse von Teams kennengelernt. Die Förderung einer Vertrauenskultur und kontinuierliche Reflexion von Entscheidungen im Team können Dir u. A. dabei helfen, kognitive Verzerrungen bei Entscheidungen im Team zu eliminieren. Diese Kompetenz kann Dir auch im Austausch über gesellschaftliche Themen helfen. [2]


[1] https://www.mpg.de/21730745/soziale-netzwerke-echokammern

[2] https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/meinungsbildung-im-netz-filterblasen-leben-in-der-bubble-100.html

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