Teil 1: Frühwarnzeichen von Konflikten erkennen: Deine vielleicht ungenutzte Stärke?
Konflikte am Arbeitsplatz sind unvermeidlich, aber sie müssen nicht eskalieren. Als Beobachter von Teams und Gruppen hast Du die einzigartige Möglichkeit, Konflikte frühzeitig zu erkennen und gezielt zu entschärfen. Oft gehen wir auf eskalierende Spannungen erst ein, wenn der Konflikt nicht mehr wirklich zu übersehen ist, wenn bereits Schaden entstanden ist. Dann muss es oft ganz schnell gehen, um die sprichwörtliche „Kuh vom Eis zu holen“. Doch Hektik und das Dringen auf eine sofortige Lösung sind nicht immer möglich und schon gar nicht förderlich. Hilfreicher ist es daher, Spannungen gar nicht erst so weit eskalieren zu lassen. Indem Du subtile Frühwarnzeichen identifizierst und darauf reagierst, kannst Du das Arbeitsklima verbessern und Eskalationen verhindern. In diesem ersten Teil unserer Beitragsserie erfährst Du, auf welche schwachen Signale und erste Anzeichen Du reagieren solltest. Wenn Du folgende Verhaltensweisen beobachtest, gilt es, aufmerksam zu werden.
Häufig wiederkehrende Themen
Ein erstes Indiz für sich anbahnende Konflikte können scheinbar banale Themen sein, die immer wieder auf den Tisch kommen. Diese Themen halten sich hartnäckig und werden von den Beteiligten immer wieder angesprochen, obwohl sie für Außenstehende einfach zu lösen scheinen. Das Beharren auf Positionen zeigt, dass hinter diesen Themen tiefere, ungelöste Konflikte lauern. Es kann sich lohnen und wichtig sein, solche Muster in der Kommunikation zu erkennen und zu analysieren. Frage Dich daher, warum scheinbare einfache und banale Fragen immer wieder aufkommen und welche tieferliegenden Interessen und Bedürfnisse dahinterstecken könnten.
Schwarz-Weiß-Denken und Lagerbildung
Ein weiteres Frühwarnzeichen ist das Auftreten von Schwarz-Weiß-Denken und Lagerbildung. In Konfliktsituationen neigen Menschen dazu, extremere Positionen einzunehmen und die Situation als Entweder-Oder zu betrachten. Dies führt oft dazu, dass der Ruf nach einer Autorität laut wird, die entscheiden soll. Du kannst solche Muster beobachten und analysieren, indem Du auf entsprechende Formulierungen achtest. Wenn Mitarbeiter beginnen, andere Kollegen generalisierend zu bewerten („die aus der Buchhaltung“), ist dies ein Zeichen dafür, dass sich erste Spannungen verhärten und möglicherweise Feindbilder entstehen.
Verbreitung von Gerüchten
Gerüchte und rufschädigende Informationen sind ein weiteres Indiz für sich anbahnende Konflikte. Wenn wenig nette Geschichten und Gerüchte über Kollegen kursieren, zeigt dies, dass eine Schwelle in der Akzeptanz und Wertschätzung von anderen überschritten ist. Es ist also nicht nur eine Frage des guten Stils, dieser Art von Kommunikation Einhalt zu gebieten.
Politik der vollendeten Tatsachen
Auch die Politik der vollendeten Tatsachen deutet auf Spannungen und Konflikte hin. Wenn Mitarbeiter eigenmächtig handeln oder Situationen aussitzen, ohne das Thema offen anzusprechen, könnte das ein Warnzeichen sein. Die Motivation für solches Verhalten kann durchaus ehrenwert sein und im Sinne des Unternehmens. Und manchmal „tarnt“ sich ein solches Vorgehen auch als initiativ und prooaktiv. Wenn jedoch andere Beteiligte übergangen oder ignoriert werden, geht das selten gut aus. Diese Verhaltensweisen können daher die Teamdynamik negativ beeinflussen und zu weiteren Spannungen führen.
Zwischenfazit
Es ist essenziell, dass Du als Führungskraft oder Personalverantwortliche diese Frühwarnzeichen erkennst und darauf reagierst, bevor Spannungen zu Konflikten eskalieren. Achte auf häufig wiederkehrende Diskussionsthemen, Schwarz-Weiß-Denken, Lagerbildung, Gerüchte und eine Politik der vollendeten Tatsachen, es können subtile Anzeichen von Konflikten sein. Gerade als nicht direkt Betroffen kannst Du aus Deiner Rolle im Unternehmen einen wichtigen Beitrag für ein harmonisches und produktives Arbeitsumfeld.
Nachdem Du nun wichtige Frühwarnzeichen von Konflikten kennst, beschäftigen wir uns im zweiten Teil damit, wie Deine Kommunikation zur Konfliktlösung beitragen kann. Dabei geht es im Kern darum, Transparenz zu den hinter den Streitpunkten liegende Interessen zu schaffen.